Ich denke nicht, dass diese Bewegung sexueller Praktiken irgendetwas mit der Auf- und Entdeckung von tief in unserem unbewussten Unbewussten vergrabenen sadomasochistischen Strebungen zu tun hat. Ich denke, dass SM viel mehr ist als das; es ist die wirkliche Erschaffung neuer Möglichkeiten von Lust, die man sich zuvor nie hatte vorstellen können. Die Vorstellung, dass SM mit einer tiefsitzenden Gewalt verbunden sei, dass ihre Praxis ein Mittel sei, um diese Gewalt freizusetzen, um der Aggression freien Lauf zu lassen, ist eine dümmliche Vorstellung. Wir wissen sehr gut, dass das, was diese Leute machen, nicht aggressiv ist; dass sie neue Möglichkeiten von Lust erfinden, indem sie bestimmte eigentümliche Partien ihrer Körper gebrauchen – indem sie diesen Körper erotisieren (...). Die SM-Praktiken zeigen uns, dass wir Lust ausgehend von äußerst seltsamen Objekten hervorbringen können, indem wir bestimmte eigentümliche Partien unseres Körpers in sehr ungewöhnlichen Situationen usw. gebrauchen.
Namentlich in politisch linken Kreisen (aber nicht nur dort) wird offenbar implizit angenommen bzw. vorausgesetzt, es gebe einen politisch korrekten Sex bzw. politisch korrekte sexuelle Praktiken. Wer aber den zumeist unausgesprochenen und willkürlich definierten Wertekanon selbsternannter Sittenwächter/innen sprengt und über das hinausgeht, was als "normal" gilt (0815/Sex), ist per se faschistoid - oder krank, oder beides in Kombination. Wahrlich, eine dümmliche, mehr noch: eine verlogene, arrogante und zutiefst kleinbürgerlich-klerikale Vorstellung.
Es gilt, sich gegen totalitäre Sittenwächter zur Wehr zu setzen. Und diese sind bekanntlich nicht nur im Iran oder in Saudi-Arabien tätig.
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